Die SNB als Marktakteurin

Dewet Moser, Stellvertretendes Mitglied des Direktoriums

Geldmarkt-Apéro, Zürich, 23.03.2017

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) tritt aus zwei Gründen als Akteurin an den Finanzmärkten auf: Sie setzt dort sowohl ihre Geldpolitik als auch ihre Anlagepolitik um. Aufgrund des Auftrags der SNB kommt der Geldpolitik die Hauptrolle zu, die Anlagepolitik ist untergeordnet und darf den geldpolitischen Handlungsspielraum nicht einschränken. Daraus ergibt sich ein für die Umsetzung zentraler Unterschied: Bei der Geldpolitik setzt die SNB ihre Mittel so ein, dass die Wirkung am Markt möglichst gross ist. Bei der Anlagepolitik hingegen geht die SNB marktschonend vor; die Preise sollen sich möglichst nicht bewegen, auch wenn grosse Beträge investiert werden. So sendet die SNB keine Signale aus, die falsch interpretiert werden könnten. In der Anlagepolitik ist die SNB eine Finanzinvestorin, die keine strategischen Absichten z.B. mit Blick auf bestimmte Unternehmen oder Branchen verfolgt. Dadurch beugt sie Interessenkonflikten vor, die ihre Geldpolitik tangieren könnten.

Anlagepolitische Überlegungen sprechen dafür, möglichst breit über Anlageklassen und Währungen zu diversifizieren. So hält die SNB heute einen Fünftel ihrer Devisenreserven in Aktien. Davon entfällt rund die Hälfte auf US-Beteiligungspapiere. Dieses gewichtige Portfolio bildet - wie die übrigen Aktienanlagen - indexnah den entsprechenden Gesamtmarkt ab. Sind Anpassungen angezeigt, geht die SNB marktschonend vor, indem sie jede Order in Hunderte von Transaktionen portioniert, die im Verlauf des Handelstags ausgeführt werden.

Auch bei anlagepolitischen Devisengeschäften muss mit Umsicht vorgegangen werden. Hohe Volumen werden marktschonend umgeschichtet, indem sie in kleine Einzeltransaktionen gestückelt werden, die mit Hilfe von Handelsalgorithmen über die Zeit gestreckt zur Ausführung gelangen. Dadurch wird der Effekt auf den Wechselkurs minimiert. Die Herausforderung in der Anlagepraxis besteht darin, zwischen teilweise gegenläufigen Zielen wie minimaler Markteinfluss, minimales Preisrisiko, maximale Vertraulichkeit und bester Preis die richtige Balance zu finden. Deshalb hält sich die SNB einen breiten Marktzugang offen und wählt die geeignete Handelsstrategie sowie die günstigste Handelszeit. Zudem evaluiert die SNB laufend ihre Transaktionskosten und optimiert entsprechend ihr Vorgehen.

Die Devisenreserven sind in den letzten Jahren aufgrund der geldpolitisch bedingten Fremdwährungskäufe stark gewachsen. Dadurch haben der Bedarf an und der Umfang von anlagepolitischen Transaktionen deutlich zugenommen. Vor diesem Hintergrund analysiert die SNB kontinuierlich die Marktstruktur und setzt für ihre Transaktionen zeitgemässe Werkzeuge ein. So ist sichergestellt, dass die SNB ihre Anlagepolitik weiterhin marktschonend umsetzen kann und dabei den bestmöglichen Preis erzielt.