Herausforderungen in der Vorsorge – Möglichkeiten und Grenzen der Geldpolitik

31. Oktober 2019
PK-Netz Tagung, Bern

Zusammenfassung

Der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ist es ein grosses Anliegen, dass das Vorsorgesystem in der Schweiz seine zentrale ökonomische und gesellschaftliche Funktion weiterhin bestmöglich wahrnehmen kann. Eine gesunde Vorsorge bildet eine wesentliche Rahmenbedingung, damit eine moderne Wirtschaft gedeihen und sich entfalten kann.

Die berufliche Vorsorge sieht sich seit einigen Jahren mit besonders grossen Herausforderungen konfrontiert. Dazu gehört das anhaltende Tiefzinsumfeld, das zu einem grossen Teil auf tiefere Inflationserwartungen, die mit der demografischen Entwicklung erhöhte Sparneigung und ein rückläufiges Produktivitätswachstum zurückzuführen ist. Eine weitere Herausforderung stellt die gestiegene Lebenserwartung dar. Als Folge davon werden einerseits die Ertragsaussichten für die Pensionskassen geringer, und andererseits muss aufgrund der längeren Rentenbezugsdauer das für die Finanzierung benötigte Sparkapital höher sein – die Balance zwischen Einnahmen und Ausgabe ist gestört.

Welche Massnahmen könnten zu einer tragfähigen Lösung beitragen? Die SNB wird immer wieder aufgefordert, den Negativzins aufzuheben, um die Pensionskassen zu entlasten. Der Negativzins ist ein aussergewöhnliches Instrument, das mit Nebenwirkungen verbunden ist. Die SNB wird deshalb nur solange daran festhalten, als der geldpolitische Nutzen die allfälligen Kosten übersteigt. Im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld ist der Negativzins aber weiterhin unentbehrlich. Ohne ihn wäre der Franken noch attraktiver und würde sich aufwerten. Dadurch würde die Schweizer Wirtschaft stark gebremst, und die Arbeitslosigkeit nähme deutlich zu, was auch das Vorsorgesystem beeinträchtigen würde. Die zweite an die SNB gerichtete Forderung, die Einnahmen aus dem Negativzins im Sinne einer «Kompensation» an die Pensionskassen zu überweisen, ist ebenfalls problematisch. Eine solche Vermischung von Geld- und Sozialpolitik birgt die Gefahr von Zielkonflikten und würde der SNB die Wahrnehmung ihres Auftrags erheblich erschweren.

Der Beitrag der SNB zu einem gesunden Vorsorgesystem liegt vielmehr darin, dass sie gemäss ihrem gesetzlichen Mandat eine auf Preisstabilität ausgerichtete Geldpolitik führt. Dies ermöglicht auf Dauer Wirtschaftswachstum und Wohlstand in der Schweiz und sichert die Kaufkraft, was den Pensionskassenversicherten, den Rentnern und insbesondere den sozial schwächeren Schichten zugutekommt.

Die Pensionskassen ihrerseits haben bereits verschiedene Massnahmen ergriffen, um die Einnahmen und Ausgaben ins Lot zu bringen. Weitere Schritte sind jedoch erforderlich, um den Realitäten der Anlagewelt und der Demografie Rechnung zu tragen. Bedingung dafür sind allerdings Anpassungen bei den wesentlichen Stellschrauben auf der Einnahmen- und Ausgabenseite. Dies ist für die Politik mit schwierigen Güterabwägungen verbunden.

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Beteiligte Personen

  • Thomas Jordan
    Präsident des Direktoriums

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