Archiv
Das Archiv der Schweizerischen Nationalbank bewahrt die Aktenbestände zur schweizerischen Geld- und Notenbankpolitik auf. Diese dokumentieren die währungs- und geldpolitischen Probleme und Aufgaben, mit denen die Nationalbank im Laufe ihrer gut hundertjährigen Geschichte konfrontiert war und zeigen, wie sie diese wahrgenommen und gelöst hat.
Rechtliches
Das Archiv untersteht dem Bundesgesetz über die Archivierung. Dieses verpflichtet die Nationalbank, "rechtlich, politisch, wirtschaftlich, historisch, sozial oder kulturell wertvolle Unterlagen" dauerhaft aufzubewahren.
Benutzungshinweise
Die Archivbestände der Nationalbank sind nach einer Schutzfrist von 30 Jahren zugänglich, sofern einer Einsichtnahme kein überwiegendes öffentliches oder privates Interesse entgegensteht. Für personenbezogene Daten oder Bestände dritter Institutionen bestehen zum Teil Sonderbestimmungen.
Öffnungszeiten
Besucherinnen und Besucher sind gebeten, sich schriftlich oder telefonisch anzumelden. Bei der Suche nach geeigneten Aktenbeständen werden sie gerne vom Archiv-Team unterstützt. Besuche sind von 8.30 bis 11.30 Uhr und von 13.00 bis 17.00 Uhr möglich.
Kontakt
Team
Dr. Patrick Halbeisen (+41 58 631 34 55)
Evelyn Ingold (+41 58 631 39 79)
Simone Epper (+41 58 631 39 58)
Dominique Baumann (+41 58 631 39 75)
Alexander Lekkas (+41 58 631 27 06)
Josip Spec (+41 58 631 25 34)
Archivbestände der Schweizerischen Nationalbank
Die Kernbestände des Archivs der Schweizerischen Nationalbank betreffen die Währungs- und Geldpolitik der Schweiz. Im System der festen Wechselkurse (bis 1973) standen die Währungs- und Goldpolitik im Vordergrund. Dies schlug sich in den Aktenbeständen zu den Goldgeschäften, zur Diskont- und Lombardpolitik, allgemeiner Währungspolitik (z.B. Abwertung) und zur Zusammenarbeit mit anderen Notenbanken nieder. Weitere grössere Bestände sind vor allem durch die administrativen Massnahmen zur Inflationsbekämpfung in den 1960er und 1970er Jahren entstanden. Stichworte hierzu sind: Auslandgelder, Mindestguthaben und Kreditbegrenzung, Konjunkturpolitik. Wirtschaftsgeschichtlich interessant sind überdies die monatlichen Berichte der Sitze und Zweiganstalten, die Unterlagen zu den Erleichterungen für die Exportindustrie, z.B. der Uhren- und Textilindustrie, oder etwa die Akten zur Freigeldbewegung.
Nach der Flexibilisierung der Wechselkurse (ab 1973) stand die Steuerung der Geldmenge mit dem Ziel der Preisstabilität im Zentrum der Politik der Nationalbank. In diesem Zusammenhang ergaben sich grössere Bestände zur Entwicklung und Messung der Geldmenge und zu den geldpolitischen Entscheidungsprozessen.
Die Bankleitung stützte sich bei ihren Entscheidungen seit der Gründung auf die Erhebungen, Datensammlungen und Berichte einer eigenen statistischen Abteilung. Statistische Serien beinhalten vielfältiges Zahlenmaterial zum Ausweis der Nationalbank, zu wichtigen geld- und währungspolitischen Indikatoren sowie eine Fülle von Daten zum Zahlungsverkehr, zur Entwicklung der Geld- und Kapitalmärkte, zur Geschäftstätigkeit und Entwicklung der Banken in der Schweiz und zur Zahlungsbilanz.
Bankinterne Studien und Untersuchungen zu unterschiedlichsten wirtschafts- und geldpolitisch relevanten Fragen zeigen, wie die Nationalbank die Probleme seit den 1920er Jahren wahrgenommen und wissenschaftlich verarbeitet hat. In der Mitte der 1970er Jahre, nach der Flexibilisierung der Wechselkurse, hat die bankinterne wissenschaftliche Forschung einen starken Ausbau erfahren. Die Entwicklung der modernen Geldpolitik steht in engem Zusammenhang mit dem Aufbau einer zunehmend spezialisierten und international vernetzten Forschungstätigkeit zur Geldpolitik.
Daneben befinden sich im Archiv zahlreiche thematische Aktenbestände zu den übrigen Aufgaben der Nationalbank. Dazu gehören umfangreiche Bestände zu Ausbau und Reformen der rechtlichen Grundlagen und zur geldpolitischen Verfassung im Münzgesetz, Nationalbankgesetz und in den entsprechenden Verfassungsartikeln sowie Bestände zur Regulierung des Finanzplatzes Schweiz im Rahmen des Bankengesetzes, des Börsengesetzes und verschiedener Gentlemen's Agreements der Nationalbank mit den Banken. Eine wichtige Aufgabe ist die Versorgung des Landes mit Bargeld, die in den Akten zur Herstellung und Emission von Banknoten, zur Noten- und Münzsicherheit sowie zur Organisation des Bargeldverkehrs ihren Niederschlag gefunden hat.
Interessante Aktenbestände, die über die Geld- und Währungspolitik hinausreichen, entstanden ausserdem seit den 1930er Jahren im Rahmen des Bilateralismus und des gebundenen Zahlungsverkehrs mit vielen Handelspartnern sowie nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Weiterführung der Dollarbewirtschaftung und die Mitarbeit in der Europäischen Zahlungsunion. Über den ganzen Zeitraum gibt es Akten zur Mitwirkung in internationalen Institutionen wie der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), der OECD, und - bis 1992 nur informell, dann als Mitglied - den Bretton-Woods-Institutionen (IWF und Weltbank).
Die wichtigsten Quellen, die Protokolle des Direktoriums (Bankleitung) und die Protokolle von Bankrat und Bankausschuss (Bankbehörden), sind lückenlos vorhanden.