Was bestimmt den Frankenkurs?
Der Schweizer Franken hat in den vergangenen 15 Jahren an Wert gewonnen, er ist umgangssprachlich «stärker» geworden. Wieso ist das so und was heisst das für die Nationalbank?
Die Schweiz ist bekanntlich ein Ort der Stabilität. Ein eindrückliches Beispiel dafür ist, dass die 10-Rappen-Münze aus dem Jahr 1879 seit mehr als 140 Jahren im Einsatz ist. Die Münze wurde von GUINNESS WORLD RECORDS™ als die «Älteste noch im Umlauf befindliche Münze der Welt» ausgezeichnet.
Mit dem Franken verfügt die Schweiz über eine der solidesten Währungen der Welt. Keine andere hat ihren Wert seit Ausbruch des Ersten Weltkriegs so gut erhalten, und in keinem anderen Land war die durchschnittliche Inflation tiefer als in der Schweiz.
Warum ist der Franken in den letzten 15 Jahren stärker geworden?
Zwei Besonderheiten der Schweiz waren für die Aufwertung des Frankens in den letzten 15 Jahren verantwortlich.
Erstens sind die Zinsen in der Schweiz tendenziell oft tiefer als im Ausland. Gründe dafür sind unter anderem die traditionell niedrige Inflation sowie die politische und wirtschaftliche Stabilität der Schweiz. Nach der globalen Finanzkrise 2008 haben viele Zentralbanken die Zinsen deutlich gesenkt, wodurch sich die Zinsdifferenz zwischen dem Ausland und der Schweiz verringerte. Dadurch wurde der Franken relativ attraktiver.
Zweitens wertet sich der Franken in Phasen grosser globaler Unsicherheit immer wieder auf. So gewann der Franken als «sicherer Hafen» beispielsweise im Zuge der globalen Finanzkrise oder der europäischen Schuldenkrise deutlich an Wert. Einige Anleger sind also bereit, Franken zu halten, obwohl die Rendite geringer ist als in anderen Währungen.
Auch die Zeit nach dem Jahr 2020 war durch grosse Verwerfungen geprägt. Die Corona-Pandemie und der russische Angriff auf die Ukraine führten zu erhöhter Unsicherheit und zu erneutem Aufwertungsdruck auf den Franken.
Warum hat sich der Franken von 2021 bis 2023 gegenüber dem Euro und dem Dollar aufgewertet?
In der ersten Phase der Corona-Pandemie, bis Anfang 2021, befand sich die Teuerung international auf einem tiefen Niveau. Die Preise stiegen dann ab Mitte 2021 in vielen Ländern an. Wichtige Gründe dafür waren Lieferengpässe von Waren und der Anstieg der Energiepreise aufgrund des Ausbruchs des Krieges in der Ukraine Anfang 2022.
Als der erhöhte Preisdruck im Ausland ab Mitte 2021 sichtbar wurde, liess die Nationalbank eine gewisse Aufwertung des Frankens zu, um die importierte Inflation zu begrenzen. Die Aufwertung machte die Importe günstiger und wirkte so dem Preisanstieg in der Schweiz entgegen.
Da die Preise im Ausland in den Jahren 2021 und 2022 deutlich stärker angestiegen sind als in der Schweiz, ist jedoch die sogenannte «reale» Aufwertung des Frankens, also die Aufwertung korrigiert um die Inflation, in diesem Zeitraum weniger stark ausgefallen.
Die Exportunternehmen erhielten also umgerechnet weniger Franken für ihre Produkte, die sie im Ausland verkauften, aber sie konnten wegen der starken Teuerung im Ausland auch höhere Preise durchsetzen. Als Folge davon konnte unsere Wirtschaft den nominal stärkeren Franken besser verkraften.
Schweizerinnen und Schweizer, die ins europäische Ausland reisten, erhielten zwar mehr Euro für ihre Franken, aber wegen der hohen Inflation im Ausland war ihre Kaufkraft geringer.
Somit hat sich der reale Wechselkurs des Frankens deutlich weniger stark verändert.