A view from Switzerland
Zusammenfassung
Am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts befindet sich die Schweiz an einem Wendepunkt ihrer wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung. Einerseits wurden Wohlstand und Wohlfahrt in bemerkenswerter Weise gemehrt; sowohl die günstigen monetären Rahmenbedingungen als auch die nachhaltige Bereinigung überholter Strukturen haben dafür eine erfreuliche Ausgangslage geschaffen. Anderseits haben sich aber die gesellschaftlichen Bande gelockert, und in wachsendem Masse gibt man sich darüber Rechenschaft, dass die zunehmende internationale Verflechtung wohl Chancen bietet, gleichzeitig aber auch Risiken enthält.
In dieser Beziehung ist auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen marktmässigen Anreizen und sozialer Vorsorge zu achten. Die Bemühungen um die Schaffung günstiger Wettbewerbsbedingungen sind fortzusetzen. Die anspruchsvolle Leistung, geprägt durch Innovation, Flexibilität und Produktivität, ist für den nachhaltigen Erfolg grundlegend. Eine grössere Flexibilität in bezug auf die Arbeitsbedingungen und Mobilität ist wichtig. Die Sanierung der öffentlichen Finanzen bleibt wesentlich. Im menschlichen Bereich müssen Aus- und Weiterbildung gefördert werden. Entscheidend ist schliesslich eine stabilitätsgerechte Geldpolitik. Preisstabilität stellt in der Tat den besten Beitrag dar, den die Geldpolitik zur Schaffung günstiger Voraussetzungen für eine ausgewogene gesamtwirtschaftliche Entwicklung zu leisten vermag. Sie ist nicht zuletzt ein eminent soziales Anliegen, leiden doch gerade die schwächsten Glieder der Gemeinschaft am stärksten unter der Teuerung.
Alles in allem ist die Bedeutung der Ausgewogenheit zwischen wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklung zentral. Diese Tatsache wurde in jüngster Zeit durch die Ereignisse in Asien eindrücklich vor Augen geführt. Eine unausgewogene Wirtschaftsentwicklung, schwache Finanzsysteme und eine mangelhafte Aufsicht über die Finanzmärkte sind lediglich Symptome für tiefer liegende Ursachen. Die heutigen Schwierigkeiten zeigen klar, dass eine nachhaltige Entwicklung nur auf der Grundlage stabiler gesellschaftlicher Verhältnisse möglich ist. Solche Verhältnisse müssen zuerst und vor allem auf einzelstaatlicher Ebene geschaffen werden.