Franc suisse: monnaie européenne

20. November 1998
20. Jahrestag der Fondation Jean Monnet pour l'Europe, Dorigny

Zusammenfassung

Europas Neugestaltung ist eine bedeutende Erscheinung in der europäischen Nachkriegsgeschichte. Eine ihrer wichtigsten Etappen stellt die Währungsunion dar, die in verschiedenen Beziehungen den unumkehrbaren Aspekt der Entwicklung kennzeichnet. Ausgestattet mit einer Einheitswährung und konfrontiert mit der Herausforderung, die finanzielle Stabilität gemeinsam zu wahren, tritt Europa demnächst in eine neue Phase seiner Geschichte ein.

Die Einheitswährung bedeutet eine eigentliche Revolution für Europa. Sie wird den Gang der Wirtschaft auf allen Ebenen tangieren: auf der Ebene der Völker, die ihre nationalen Währungssymbole verschwinden sehen; bei den Unternehmen, die in einem neuen Umfeld der Stabilität und der Transparenz tätig sein werden; schliesslich auch bei den Behörden, zumal die Verwaltungstätigkeit in einem Bereich, wo die nationalen Unterschiede weiterhin ihre Bedeutung haben werden, vereinheitlicht wird.

In der Schweiz wird das Entstehen des Euro eine tiefgreifende Veränderung des Umfelds bewirken. Zum ersten Mal in unserer Geschichte werden wir von einer einheitlichen Währungszone umgeben sein, was hinsichtlich der Transparenz und des Zahlungsverkehrs Vorteile bietet, jedoch auch Risiken in sich birgt. Die Frage, die sich für die Exporteure in der Schweiz stellt, betrifft die zukünftige Stabilität der Relation zwischen Franken und Euro.

Hier ist Vertrauen durchaus angebracht, denn die Erfahrung zeigt, dass Länder mit vergleichbaren makro-ökonomischen Zielen und ähnlichen konjunkturellen Entwicklungen relativ stabile Wechselkurse aufweisen. Die wachsende Integration der Schweiz in die europäische Wirtschaft und die Konvergenz der Ziele der Europäischen Zentralbank und der Schweizerischen Nationalbank weisen auf gute Stabilitätsbedingungen hin. Eine allfällige Absicht - zwecks Vermeidung jeden Wechselkursrisikos -, den Schweizerfranken an einen europäischen Standard zu binden, wäre indessen eine übereilte Entscheidung. Eine Anbindung unserer Währung könnte die Spekulation schüren oder einen raschen Zinsanstieg in der Schweiz auslösen, was wiederum zu einer Behinderung der gegenwärtigen wirtschaftlichen Erholung führen würde.

Wechselkursflexibilität ist somit die Antwort auf die heutigen Unsicherheiten. Wenn einmal der Euro von den Märkten als stabile Währung wahrgenommen wird, werden die schweizerischen und europäischen Zinsen sich sukzessive annähern. Langfristig werden dadurch günstige Bedingungen für eine Währungsintegration der Schweiz in die Europäische Union geschaffen.

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Beteiligte Personen

  • Jean-Pierre Roth
    Vizepräsident des Direktoriums

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