Globalisierung und Euro: Die künftige Rolle der Schweizerischen Nationalbank

12. Juli 2000
2. Internationales Banking Forum 2000, Zürich

Zusammenfassung

Die Einführung des Euro hat zu einer Zentralisierung der Geldpolitik in Europa geführt. Die Europäische Zentralbank (EZB) kann nicht umhin, eine für das gesamte Eurogebiet einheitliche Geldpolitik zu führen. Im Vergleich zu anderen Formen der Globalisierung beruht die Einführung des Euro auf einem politischen Entscheid. Häufig wird die Globalisierung indessen durch Marktkräfte gefördert. Dies erweckt bei vielen Menschen Ängste, indem sie befürchten, dass ihnen die Globalisierung schaden werde. Sie glauben, die Globalisierung begrenze die Möglichkeiten der nationalen Behörden, vernünftige Rahmenbedingungen für die Privatwirtschaft zu setzen. Diese Befürchtungen sind übertrieben. Die Globalisierung leistet zwar der regulatorischen Arbitrage Vorschub und setzt damit die nationalen Behörden einem gewissen Zwang zur Harmonisierung ihrer Wirtschaftspolitik mit anderen Ländern aus. Trotz Globalisierung und Euro verfügen die nationalen Behörden aber immer noch über einen beträchtlichen Spielraum zur Gestaltung ihrer eigenen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.

Die gilt auch für die schweizerische Geldpolitik. Solange die Schweiz an einem flexiblen Wechselkurs für den Franken festhält, kann die Schweizerische Nationalbank (SNB) grundsätzlich eine autonome Geldpolitik führen. Allerdings steuert die SNB wegen der Ähnlichkeit des wirtschaftlichen Umfelds häufig einen ähnlichen Kurs wie die EZB bzw. früher die Deutsche Bundesbank. Dennoch bringt die geldpolitische Autonomie der Schweiz ich zweierlei Hinsicht einen Nutzen: (1) Die SNB ist je nach den Umständen in der Lage, auf die spezifischen Bedürfnisse der schweizerischen Wirtschaft Rücksicht zu nehmen. (2) Sie trägt dazu bei, das vergleichsweise tiefe Zinsniveau in der Schweiz zu erhalten. Bei einem autonomen Ansatz besteht allerdings die Gefahr starker Wechselkursschwankungen. Angesichts der Globalisierung der Finanzmärkte gibt es indessen keine Patentrezepte zur Unterbindung solcher Schwankungen.

Das Referat befasst sich ferner mit den Auswirkungen des Euro auf den schweizerischen Finanzplatz. Bis jetzt gibt es keine Anzeichen, dass der Schweizer Franken als Anlagewährung an Bedeutung eingebüsst hat. Neue Daten der SNB zeigen, dass Ende 1999 der Schweizer Franken-Anteil an den Wertschriftendepots, die von ausländischen Kunden gehalten und von Schweizer Banken verwaltet werden, 35% betrug. Dieser Anteil hat sich seit der Einführung des Euro kaum verändert. Der Schweizer Franken wird daher von internationalen Anlegern nach wie vor für Diversifikationszwecke verwendet. Weniger eindeutig ist dagegen die Wirkung des Euro auf den inländischen Markt für festverzinsliche Wertpapiere und Aktien.

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Beteiligte Personen

  • Georg Rich
    Direktor der Schweizerischen Nationalbank

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