Die schweizerische Geldpolitik im europäischen Umfeld

4. März 2002
Schweizerisch-Österreichische Handelskammer, Wien

Zusammenfassung

Die Schweiz und Österreich verfolgten in den letzten dreissig Jahren eine unterschiedliche geldpolitische Strategie. Während Österreich den Schillingkurs fixierte, blieb der Frankenkurs flexibel. Dies ermöglichte der Schweizerischen Nationalbank, eine autonome Geldpolitik zu führen. Wieso gingen zwei Länder, die vieles gemein haben und beide der wirtschaftlichen Stabilität hohe Bedeutung beimessen, auf dem Gebiet der Geldpolitik verschiedene Wege?

Im Falle der Schweiz sprachen vor allem drei Gründe für einen flexiblen Wechselkurs: Der Verwendung des Frankens als internationale Anlagewährung, das im Vergleich zum Ausland deutlich tiefere Zinsniveau sowie die Möglichkeit, eine autonome, auf die spezifischen Bedürfnisse des Landes ausgerichtete Geldpolitik zu führen. Aus Sicht der Nationalbank wurde der eingeschlagene Weg den Bedürfnissen der Schweiz am besten gerecht. Die Zeiten ändern sich indessen. Im Zuge der Globalisierung, aber auch infolge politischer Entscheide wird die wirtschaftliche Verflechtung zwischen der Schweiz und Europa weiter zunehmen. In dem Masse, wie sich der Euro international als wertstabile Währung etabliert, könnte zudem die Zinsdifferenz zwischen der Schweiz und Europa kleiner werden. Damit würden Faktoren, die bis heute für einen eigenständigen Weg sprachen, allmählich an Bedeutung verlieren.

Noch deutet aber nichts auf eine solche Entwicklung. Eine unabhängige Geldpolitik mit flexiblen Wechselkursen scheint weiterhin die beste Strategie für die Schweiz zu sein. Sollte eines Tages ein Strategiewechsel ins Auge gefasst werden, so müssten die Vor- und Nachteile vorurteilslos einander gegenübergestellt werden. Fest steht, dass ein einfaches Anbinden des Frankens an den Euro – entsprechend dem früheren Beispiel Österreichs und der D-Mark – nach wie vor keine glaubwürdige Lösung wäre. Nur ein Beitritt zur Europäischen Währungsunion und damit letztlich auch zur EU könnte die Finanzmärkte von der Dauerhaftigkeit der Bindung zwischen dem Franken und dem Euro überzeugen. Bis heute war die Schweiz zu diesem Schritt nicht bereit.

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Beteiligte Personen

  • Jean-Pierre Roth
    Präsident des Direktoriums

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