Was kann die Schweizerische Nationalbank für die Wirtschaft tun?
Zusammenfassung
Aus der Überlegung, dass die Geldpolitik langfristig nur die Entwicklung des Preisniveaus, nicht aber das reale Wirtschaftswachstum beeinflussen kann, ergibt sich die Priorität des Ziels der Preisstabilität. Die Nationalbank definiert Preisstabilität als eine am Landesindex der Konsumentenpreise gemessene jährliche Teuerung von weniger als 2%. Wenn es der Nationalbank gelingt, die Preisstabilität in diesem Bereich zu halten, erleichtert sie Firmen und Haushalten, ihre Inflationserwartungen zu verankern, und schützt die Volkswirtschaft vor den Kosten der Inflation.
Der Wechselkurs wird von der Nationalbank im Rahmen ihrer Inflationsprognose berücksichtigt. Da der Wechselkurs die Inflationsentwicklung beeinflusst und die Nationalbank den kurzfristigen Zinssatz so setzt, dass die prognostizierte Inflation mittelfristig im Zielbereich liegt, hat der Wechselkurs auch einen Einfluss auf die Geldpolitik der Nationalbank. Zudem behält sich die Nationalbank vor, in Zeiten von Wechselkursturbulenzen den Zinssatz im Rahmen ihres Zinszielbandes zu bewegen. Sie hat von dieser Flexibilität in der Woche vor Ostern Gebrauch gemacht, als sie den Reposatz senkte und damit eine Absenkung des Dreimonate-Libor in den unteren Bereich des Zinszielbandes einleitete, das an der Lagebeurteilung vom 21. März 2002 bestätigt worden war (1,25%-2,25%).
Den Möglichkeiten der Nationalbank, den Wechselkurs zu beeinflussen, sind indessen Grenzen gesetzt. Sie kann den nominellen Wechselkurs nur dann nachhaltig verändern, wenn sie die Erwartungen der Märkte über ihren geldpolitischen Kurs verändert. Diese Erwartungen sind letztlich dadurch bestimmt, dass die Nationalbank das Ziel verfolgt, die Teuerung mittelfristig unter 2% zu halten. Wollte die Nationalbank also den nominellen Wechselkurs nachhaltig senken, müsste sie dieses Ziel aufgeben und eine expansive Geldpolitik einleiten, welche die Inflationserwartungen steigen lässt.