Der lange Weg zur Wiederherstellung des Vertrauens in die Finanzmärkte
Zusammenfassung
Seit über einem Jahr steckt die Weltwirtschaft in einer schwierigen Situation. Aufgrund einer scharfen Korrektur der Kapitalausgaben, die mit einem Verlust an konjunktureller Zuversicht in der Geschäftswelt einherging, sank die wirtschaftliche Aktivität. Der Weg zur konjunkturellen Erholung ist überschattet vom jüngsten Vertrauensverlust bei den Investoren, der mit den - in den Medien breit diskutierten - Skandalen rund um Bilanzbetrügereien seinen Anfang nahm. Das Vertrauen in die Finanzmärkte und die Überzeugung, dass die richtigen Vorschriften in Kraft sind und dass sie auch durchgesetzt werden, wurde durch diese Entwicklungen unterminiert.
In seiner Rede vor der Schweizerisch-Amerikanischen Handelskammer gibt der Präsident des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank, Jean-Pierre Roth, seiner Zuversicht Ausdruck, dass neue Vorschriften entstehen werden, die das Vertrauen in die Finanzmärkte wiederherstellen. Ein Konsens darüber ist freilich nicht über Nacht zu erreichen, schränkt er ein. Die Unternehmen müssen weiterhin auf das soziale Kapital aufbauen, das ihnen von den Investoren anvertraut wird. Sie sollten daher die Leistungsfähigkeit der Finanzmärkte steigern und den Nutzen optimieren, den die Märkte allen Mitgliedern der Gesellschaft bringen können. Solange jedoch die Spielregeln kurzfristige Gewinne höher bewerten als längerfristige stabile Einnahmen, wird die Versuchung, die Märkte durch Manipulationen irrezuführen, gross bleiben.
Investitionen werden immer mit Risiken verbunden sein - auch Reformen können sie nicht beseitigen. Aber die Firmen können mehr tun, um ihre Transparenz zu verbessern und sicherzustellen, dass sie die Risiken in ihrer Berichterstattung richtig darstellen. Es liegt im vitalen Interesse der Firmen - wie auch der Politiker und des Publikums - dass Schwächen in der Gesetzgebung oder den Bestimmungen erkannt werden. Denn dies trägt dazu bei, das Vertrauen der Investoren wiederherzustellen.