Wert, Verwundbarkeit und Belastbarkeit der Finanzmarktinfrastruktur

30. September 2002
SIBOS Konferenz, Genf

Zusammenfassung

Die heutige globalisierte Finanzbranche weist einen eindrücklichen langfristigen Wertzuwachs auf. Dieser ist der Marktintegration und dem technologischen Fortschritt zu verdanken. Beides zusammen bewirkte eine beträchtliche Reduktion der Transaktionskosten und eine Expansion der Märkte.

Jede Transaktion führt am Ende zu einem Transfer von Geld. Zwischen Handel und Abwicklung ist normalerweise mindestens ein System der Finanzmarktinfrastruktur involviert. Die Überwachungsbehörden kümmern sich um die Sicherheit dieser Systeme.

Die Ereignisse vom 11. September 2001 veranlassten den Finanzsektor sowie die Aufsichts- und Überwachungsbehörden, ihre Einstellung zu Sicherheitsfragen zu überdenken. Folglich werden derzeit die Verwundbarkeit und Belastbarkeit des Finanzsystems neu bewertet. Identifiziert wurden drei Hauptquellen der Verwundbarkeit: Die ökonomische Konzentration, die geographische Massierung und Verbundenheit sowie die Interdependenz der Systeme. Netzwerke können von ihrer Natur her sowohl als Kanäle von Systemkrisen wirken wie auch an deren Ursprung stehen.

Das Wissen um die Verwundbarkeit der Systeme führt zu Forderungen nach neuen und substanziellen Investitionen in die Belastbarkeit der Systeme. Das Krisenmanagement ist zum Beispiel eine anspruchsvolle Aufgabe, die private Firmen, Finanzmarktinfrastrukturen sowie Überwachungs- und Aufsichtsbehörden betrifft. Ohne die Zusammenarbeit aller Beteiligten kann Krisenmanagement keinen Erfolg haben. Investitionen in die Belastbarkeit sind kostspielig. Aber ohne den Preis dafür zu bezahlen, können die Vorteile des Wertzuwachses des Finanzsektors nicht genossen werden. Wenn der Preis nicht bezahlt würde, dann würde sich der Wertzuwachs als nicht dauerhaft herausstellen. Es gibt keine stabilen Finanzsysteme, die nicht gleichzeitig unter Krisenbedingungen stark belastbar sind.

Die Belastbarkeit der Finanzdienstleister im Allgemeinen und der Finanzmarktinfrastruktur im Besonderen steht zuoberst auf der Traktandenliste der Regulierungsbehörden. In dem Masse wie öffentliche Körperschaften zur Belastbarkeit des Finanzsystems beitragen, werden sie Forderungen an den privaten Sektor stellen. Und in dem Masse wie öffentliche Körperschaften willens sind, als Koordinatoren vor und in Krisenzeiten sowie schliesslich als «Lender of last resort» einzuspringen, wollen sie auch von privater Seite eine aktive Teilnahme an der Verbesserung der Belastbarkeit und der Krisenvorsorgesehen. Die Verantwortung für die Stabilität des Finanzsektors ist eine gemeinsame Verantwortung.

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Beteiligte Personen

  • Niklaus Blattner
    Mitglied des Direktoriums

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