Der Euro: Auswirkungen auf die Schweiz und die Geldpolitik der Schweizerischen Nationalbank
Zusammenfassung
Seit mehr als dreieinhalb Jahren lebt Europa – und in seiner Mitte die Schweiz – mit dem Euro als Buchgeld. Die Schaffung der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion hat zu festen Wechselkursen und einem einheitlichen Zinsniveau in der Eurozone geführt. Die Bedingungen für ein optimales Währungsgebiet wurden wahrscheinlich noch nicht erreicht, aber die Währungsunion wird sich noch weiter entwickeln.
Aus der Sicht der Schweizerischen Nationalbank (SNB) waren die Erfahrungen mit dem Euro bis jetzt in erster Linie positiv, auch wenn sich der Schweizer Franken seit 1999 gegenüber dem Euro etwas aufgewertet hat. Vor allen Dingen ist die Schweiz jetzt umgeben von einem grossen Währungsgebiet, das ähnliche geldpolitische Ziele verfolgt, insbesondere in Bezug auf die Preisstabilität. Währungsabwertungen aus Wettbewerbsgründen sind für die Mitgliedsländer der Eurozone keine Option mehr, und die Volatilität der Wechselkurse zwischen dem Schweizer Franken und den Währungen der europäischen Handelspartner ist beträchtlich gesunken.
Für schweizerische Unternehmen ist das Fremdwährungs-Management leichter geworden. Neben sinkenden Transaktionskosten profitieren Schweizer Firmen auch von einer grösseren Preistransparenz und von einem stärkeren Wettbewerb in der Eurozone. Gleichzeitig und trotz anfänglicher gegenteiliger Befürchtungen konnte die Schweiz den Vorteil von niedrigeren Zinsniveaus behalten. Befürchtet wurde auch, dass der Euro den Franken als Zahlungsmittel verdrängen könnte, aber das ist sehr unwahrscheinlich.
Das geldpolitische Konzept der SNB wird unverändert bleiben: Die SNB wird weiterhin eine unabhängige Geldpolitik führen, die auf die Preisstabilität und die Bedürfnisse der Schweizer Wirtschaft ausgerichtet ist. Als Folge davon kann die Schweiz wahrscheinlich ihr niedrigeres Zinsniveau behalten. Wechselkurs-Ziele sind nicht vereinbar mit dem Auftrag der SNB, mittelfristig die Preisstabilität aufrechtzuerhalten. Trotzdem wird sie bei der Festlegung ihrer Geldpolitik auch den Wechselkurs weiterhin genau berücksichtigen, weil dieser die Gesundheit der Schweizer Wirtschaft beeinträchtigen kann.