Vom Monetarismus zur Inflationsprognose: Dreissig Jahre Schweizerische Geldpolitik
Zusammenfassung
Nach dem Zusammenbruch des Bretton-Woods Systems war 1974 die Schweizerische Nationalbank eine der ersten Zentralbanken, die zu einer Geldpolitik mit Geldmengenzwischenzielen überging. Die monetaristische Phase der Nationalbank dauerte bis 1999. Dabei hat die Nationalbank ihre Geldmengenziele mehrmals gewechselt. Sie hat über die Zeit eine zunehmend pragmatische Geldpolitik verfolgt und der Wechselkursentwicklung mehr Beachtung geschenkt. Im Dezember 1999 führte die SNB ihr heutiges geldpolitisches Konzept ein, bei welchem die geldpolitischen Entscheidungen aufgrund einer Inflationsprognose gefällt werden.
Die monetaristischen Ideen hatten insgesamt einen positiven Einfluss auf die schweizerische Geldpolitik. Mit der Einsicht, dass Preisstabilität wichtig ist, hat der Monetarismus den Prozess der Disinflation in den Siebziger- und Achtzigerjahren begünstigt. Ausserdem hat er die SNB veranlasst, die Geldpolitik transparenter und regelgebundener zu gestalten. Die Bilanz betreffend Geldmengenzwischenzielen fällt dagegen gemischter aus. Die Geldnachfrage hat sich als zu instabil erwiesen, als dass eine einfache Kontrolle des Geldmengenwachstums ausreichte um Preisstabilität zu erreichen. Ausserdem hängt die monetäre Lage einer kleinen offenen Wirtschaft wie der Schweiz stark von der Entwicklung des Wechselkurses ab. Die Krise von 1978 und die Überhitzung Ende der Achtzigerjahre haben klar gezeigt, dass ein pragmatischer geldpolitischer Ansatz unter Berücksichtigung der Wechselkursentwicklung für die Schweiz zweckmässiger ist.
Wie in monetaristischen Phase betrachtet die Nationalbank auch heute Preisstabilität als oberstes Ziel der Geldpolitik. Das heutige Konzept bietet einen systematischen Analyseraster, um dieses Ziel zu erreichen. Der Vorteil dieses Konzepts gegenüber der monetaristischen Strategie beruht darauf, dass sämtlichen Faktoren, welche die Entwicklung der Preise in der mittleren Frist beeinflussen können, Rechnung getragen wird und dass es eine grössere Flexibilität bei der Umsetzung erlaubt.