Die wirtschaftlichen Aussichten im Jahr 2005 in einem gedämpften europäischen Umfeld

22. Februar 2005
Rencontres au Château, Siders

Zusammenfassung

Die Schweizer Wirtschaft wuchs 2004 zwar um annähernd 2 Prozent, doch reichte dies nicht aus, um die Arbeitslosigkeit deutlich zu verringern. Die Hoffnungen auf eine Verbesserung in dieser Hinsicht richteten sich deshalb auf das laufende Jahr. Sie könnten – leider – einmal mehr enttäuscht werden. Schon Ende 2004 zeichnete sich eine Abschwächung der Wachstumsdynamik ab, bedingt durch die Dollarschwäche und die anhaltend hohen Erdölpreise. Diese Faktoren rückte auch die Nationalbank bei ihrem Entscheid, die Zinsen unverändert zu lassen, in den Vordergrund.

Die internationale Konjunktur entwickelte sich in den ersten beiden Monaten des neuen Jahres insgesamt den Erwartungen entsprechend: Ein weiteres Wachstum in den USA und in Asien, grössere Schwierigkeiten in Europa. Auf der amerikanischen Wirtschaft lasten die hohen Budgetdefiziten und das Leistungsbilanzdefizit. In Asien steht der stark expandierenden Wirtschaft Chinas diejenige Japans gegenüber, die weiterhin Mühe hat, auf den Expansionspfad zu finden. Auch die Währungssituation Asiens erscheint nicht als gefestigt.

Eher trüb präsentiert sich das europäische Umfeld. Für Deutschland, Italien und die Niederlande ist ein eher bescheidenes Wachstum zu erwarten, während die Aussichten Frankreichs positiver sind. Grossbritannien ist die Ausnahme, seit Mitte der neunziger Jahre ist das Land zum Wachstumsmodell für Europa geworden.

Die schleppende Entwicklung in Europa ist für die Schweiz umso bedauerlicher, als die schweizerische Exportindustrie in der Regel als Lokomotive des wirtschaftlichen Aufschwungs wirkt. Insgesamt ist die Schweizer Exportwirtschaft gut positioniert, um von einer grösseren Nachfrage aus dem Ausland zu profitieren. Die Schweiz hat ihre Produktions-Stückkosten in den letzten Jahren verringern können, und der Schweizer Franken hat gegenüber dem Euro seit dessen Einführung sogar leicht an Wert verloren. Was die interne Nachfrage betrifft, so bleibt das Konsumklima insgesamt befriedigend, doch darf von dieser Seite kein entscheidender Wachstumsschub erwartet werden. Die Baukonjunktur ist robust, hat aber etwas an Dynamik verloren. Lebhaft bleiben die Ausrüstungsinvestitionen, deren leichte Verlangsamung in jüngster Zeit nicht von Dauer sein dürfte.

Insgesamt befindet sich die Schweizer Wirtschaft weiterhin auf Wachstumskurs, doch mangelt es an Impulsen aus dem Ausland. Das Bild entspricht demjenigen, das dem Zinsentscheid der Nationalbank vom Dezember 2004 zu Grunde lag. Auch wenn die Schweiz unter der mangelnden Dynamik der europäischen Wirtschaft besonders leidet, sind die Aussichten insgesamt nicht düster. Im Rest der Welt bleibt die Wachstumsdynamik erhalten, und es ist zu erwarten, dass davon gelegentlich auch Europa profitieren wird. Für die Schweiz bleibt ein Wachstum von 1,5 bis 2 Prozent realistisch. Da die Schweizer Wirtschaft damit weiterhin unter ihrem Potenzial wachsen wird, wird sich die Situation am Arbeitsmarkt indessen nicht nachhaltig verbessern.

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Beteiligte Personen

  • Jean-Pierre Roth
    Präsident des Direktoriums

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