Sind wir immer noch auf Wachstumskurs?
Zusammenfassung
Nach der Konjunkturabflachung im zweiten Halbjahr 2004 und zu Beginn des neuen Jahres stellt sich die Frage, ob die Schweiz auf Wachstumskurs bleiben wird. Jean-Pierre Roth bejaht diese Frage und rechnet für dieses Jahr mit einem BIP-Wachstum in der Grössenordnung von 1,5%. Dank der günstigen internationalen Wirtschaftslage dürfte die Konjunktur in Europa wieder Tritt fassen, was auch der schweizerischen Exportindustrie zugute kommen wird. Gleichzeitig kann davon ausgegangen werden, dass die inländische Nachfrage weiter moderat zunehmen wird.
Der Rückgang wichtiger Konjunkturdaten in den letzten Monaten macht es allerdings wahrscheinlich, dass das Wirtschaftswachstum im ersten Halbjahr 2005 schwach bleiben wird. Eine solche Entwicklung birgt die Gefahr in sich, dass das Vertrauen der Unternehmen wie der Konsumenten sinkt und die Konjunkturentwicklung dadurch weiter beeinträchtigt wird. Auch stellt sich die Frage, ob die Dollarschwäche und der hohe Erdölpreis bereits ihre volle Wirkung entfaltet haben oder ob diese noch bevorsteht.
Aufgrund solcher Überlegungen hat die Nationalbank Mitte März beschlossen, den Dreimonats-Libor bei 0,75% zu belassen. Dieser Entscheid fiel dem Direktorium insofern relativ leicht, als sich die Inflationsaussichten über den gesamten Prognosezeitraum von drei Jahren verbessert haben. Eine Zinsanhebung wurde damit weniger dringlich und der Spielraum, um die Konjunkturerholung weiterhin mit einer expansiven Geldpolitik unterstützen zu können, grösser. Sobald jedoch der Erholungsprozess wieder in Gang gekommen ist, wird die Nationalbank mit der Normalisierung der Geldpolitik fortfahren. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Preisstabilität mittelfristig gewährleistet bleibt und es in der Wirtschaft zu keinen Überhitzungserscheinungen kommt.