Aktuelle geldpolitische Herausforderungen für die Schweizerische Nationalbank
Zusammenfassung
Mit einer Prognose für das Wachstum des Bruttoinlandprodukts von 1,5% bis 2% und einer durchschnittlichen Inflationsrate von 2% ist die Nationalbank vorsichtig optimistisch für die Schweizer Konjunktur in diesem Jahr. Seit letztem Sommer hat sich aber das internationale Umfeld deutlich verschlechtert: die Finanzmärkte befinden sich in einer schweren Krise, das Wirtschaftswachstum wichtiger Länder schwächt sich ab und die Inflationsraten sind weltweit im Steigen begriffen. Die Geldpolitik der Nationalbank ist somit gleichzeitig mit Herausforderungen an mehreren Fronten konfrontiert.
Bezüglich des Wirtschaftswachstums lautet die Herausforderung an die Nationalbank, die Folgen der internationalen Finanzkrise für die Konjunktur in der Schweiz möglichst genau einzuschätzen und deren Implikationen für die Geldpolitik richtig und frühzeitig zu erfassen. An der Inflationsfront besteht die Herausforderung darin, trotz der Massnahmen im Zusammenhang mit der Finanzmarktkrise die Verankerung der Inflationserwartungen und die Glaubwürdigkeit der auf langfristige Preisstabilität ausgerichteten Geldpolitik nicht zu gefährden. Im Geldmarkt muss die Nationalbank versuchen, den angestrebten Dreimonats-Libor trotz volatiler Risikoprämien und Zinserwartungen möglichst nahe am angestrebten Ziel zu halten und durch ihre Operationen und durch die Auswahl ihrer Instrumente zum Funktionieren des Geldmarktes beizutragen.
Trotz verschiedener Innovationen im geldpolitischen Instrumentarium sind die Möglichkeiten der Nationalbank in diesem komplexen Umfeld jedoch begrenzt. Insbesondere kann das geschwundene Vertrauen unter den Finanzmarktteilnehmern nicht ohne weiteres durch die Zentralbanken wiederhergestellt werden. Bei der Bewältigung der Finanzmarktkrise müssen daher auch die Banken und andern Finanzmarktteilnehmer durch vertrauensfördernde Massnahmen versuchen, das Funktionieren der Märkte wiederherzustellen.