Handlungsfähigkeit der Nationalbank in der Krise
Zusammenfassung
Das globale Finanzsystem steckt in der grössten und vor allem komplexesten Krise der Nachkriegszeit. Probleme im amerikanischen Markt für Subprime-Hypotheken führten zum Zusammenbruch des allgemeinen Vertrauens und der Märkte. Insbesondere erstarrte der Interbankenmarkt als Nervenzentrum der Finanzmärkte für mehrere Monate. Regierungen und Zentralbanken gelang es, einen Zusammenbruch des Finanzsystems zu verhindern. Der Interbankenmarkt ist wieder zum Leben erwacht, und die Risikozuschläge sind von ihren Höchstständen zurückgekommen. Jedoch hat die Finanzkrise mittlerweile auf die Realwirtschaft durchgeschlagen, die gegenwärtig in einem kräftigen Abschwung begriffen ist.
Zur Bekämpfung der Krise haben die Zentralbanken ihre Leitzinssätze aggressiv gesenkt. Das Instrument der Schweizerischen Nationalbank, der Repo-Satz, steht praktisch bei Null. Dies bedeutet aber keineswegs, dass die Nationalbank handlungsunfähig ist. Ihr stehen im Bedarfsfall weitere Optionen offen. So kann sie die Fristigkeiten bei den Repo-Transaktionen noch verlängern, sowie den Kauf von Staats- und Unternehmensanleihen in Erwägung ziehen. Die Nationalbank kann bei Bedarf beispielsweise aber auch unbegrenzt Schweizer Franken gegen ausländische Währung verkaufen, um eine Aufwertung des Frankens zu verhindern oder sogar eine Abwertung herbeizuführen.
Die Nationalbank ist sich sehr wohl bewusst, dass der Weg, den sie in der Bekämpfung dieser historischen Krise dezidiert geht, mit langfristigen Risiken verbunden ist. Gleichzeitig ist die Nationalbank fest überzeugt, dass die Risiken, die damit verbunden wären, diesen Weg nicht zu beschreiten, noch um einiges grösser wären. In diesem Sinne stellt sich die Nationalbank ihrer Aufgabe in der Bekämpfung dieser Krise und richtet trotzdem permanent ein Auge auf die Langfristigkeit. Irgendwann wird der Punkt kommen, an dem die Verantwortungsträger der Nationalbank den Mut haben müssen, das langfristig Richtige auch dann zu tun, wenn es sich nicht mit dem kurzfristig Populären deckt.