Geldpolitik im Bann der Finanzkrise
Zusammenfassung
Die Krise an den globalen Finanzmärkten mündete mittlerweile in einen scharfen Einbruch der Weltkonjunktur. Unausweichlich wurde auch die Schweizer Volkswirtschaft mitgerissen. Die SNB reagierte mit einer starken Lockerung der Geldpolitik und ging faktisch zu einer Nullzinspolitik über.
Durch den Einsatz dreier unkonventioneller Massnahmen erhielt sich die SNB ihre Handlungsfähigkeit in Zeiten der Nullzinspolitik: Erhöhung der Anzahl längerfristiger Repo-Geschäfte, Käufe von Frankenobligationen privater Schuldner und Käufe von Devisen am Markt. Eine erste Zwischenbilanz fällt positiv aus. Die Risikoprämien am Geld- und Kapitalmarkt bildeten sich leicht zurück. Der Aufwertungstrend des Frankens gegenüber dem Euro konnte bei abnehmender Volatilität eingedämmt werden. Das Brechen des Aufwertungsdruckes auf dem Franken ist eine Versicherung gegen Deflationsrisiken in der Schweiz.
Die Schweizer Volkswirtschaft erfährt gegenwärtig die schärfste Konjunkturkrise seit Mitte der 1970er Jahre. Erholt sich die Konjunktur bei unseren wichtigsten Handelspartnern und setzt eine Finanzmarktstabilisierung ein, sollte die konjunkturelle Talsohle auch hierzulande im Verlauf des Jahres 2010 durchschritten werden. Im Ausland zeigen sich jüngst erste Anzeichen für eine gewisse konjunkturelle Bodenbildung. Die Massnahmen der SNB sollten die Gefahr einer Deflation in der Schweiz verringern.
Für den zukünftigen Erhalt der Preisstabilität ist die Frage nach der Festlegung des optimalen Ausstiegszeitpunktes aus der gegenwärtigen Nullzinspolitik zentral. Technisch zügig und problemlos durchführbar, ist der Liquiditätsabbau praktisch jedoch ausgesprochen anspruchsvoll. Durch die aktuell besonders hohe Modellunsicherheit kommt der richtigen Einschätzung der Verantwortlichen eine grosse Rolle zu. Zudem wird es Standhaftigkeit gegenüber politischem Druck erfordern, um unpopuläre, jedoch erforderliche Korrekturmassnahmen rechtzeitig zu ergreifen.