Tiefe Hypozinsen: Fluch oder Segen?
Zusammenfassung
Mit tiefen Zinsen versucht die Geldpolitik die Nachfrage zu stimulieren, um so die Wirtschaftskrise zu bekämpfen. Ein wichtiger Übertragungskanal ist dabei der Immobilienmarkt. So bringen tiefere Hypothekarzinsen über tiefere Zinszahlungen und Mieten eine unmittelbare Entlastung für Wohneigentümer und Mieter. Dank dieser Entlastung haben die Haushalte mehr Spielraum für Konsum und Investitionen. Dies fördert die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und das Wirtschaftswachstum.
Trotz der unmittelbar positiven Auswirkungen birgt ein tiefes Zinsniveau mittelfristig aber auch Gefahren für die Stabilität des Schweizer Immobilienmarktes und letztendlich des Finanzsystems. Die Vergangenheit hat immer wieder gezeigt, dass längere Phasen tiefer Zinsen zu Spekulationen am Immobilienmarkt und zu lascher Standards bei der Hypothekarvergabe führen können.
Die Herausforderung im heute schwierigen Umfeld besteht darin, die Wirtschaft mit tiefen Zinsen zu fördern, ohne mittelfristig Risiken für die Stabilität des Finanzsystems und des Immobilienmarktes zu schaffen. Diese Risiken können durch eigenverantwortliches Handeln der Wohneigentümer und durch Disziplin der Banken bei der Kreditvergabe in Schranken gehalten werden. Haushalte sollten Wohneigentum nur dann erwerben, wenn die Tragbarkeit auch bei höheren Zinsen gegeben ist. Zudem sollten Haushalte Wohneigentum mit ausreichend Eigenkapital finanzieren. Eigenkapital wirkt als Puffer und absorbiert Schwankungen der Immobilienpreise. Die Banken müssen auch bei tiefen Zinsen eine disziplinierte Kreditvergabe vornehmen. Die Einhaltung der maximalen Belehnungsgrade und eine konservative Bewertung der Liegenschaften muss jederzeit im Zentrum der Kreditvergabe stehen.