Neue Aufgaben für Zentralbanken?

22. September 2010
Welcome Event Master of Banking and Finance, St. Gallen

Zusammenfassung

Das stabile Wirtschaftswachstum und die tiefe Inflation der letzten zwei Jahrzehnte haben nicht verhindern können, dass im globalen Finanzsystem massive Ungleichgewichte entstanden sind. Die jüngste Finanz- und Wirtschaftskrise hat dies eindrücklich demonstriert. Derart massive Erschütterungen des wirtschaftlichen Umfelds müssen sich zwangsläufig auch auf die Tätigkeiten der Zentralbanken auswirken. Dabei ist und bleibt die Gewährleistung von Preisstabilität das vordringlichste Ziel.

Die Krise hat aufgezeigt, dass Zentralbanken zur Bekämpfung der negativen Folgen von Finanzkrisen ein recht gut funktionierendes Instrumentarium besitzen. In diesem Zusammenhang haben sich auch die sogenannten unkonventionellen Massnahmen als effektiv erwiesen. Die Kosten der Krise bleiben aber trotz diesen Massnahmen hoch. Eine wichtige Erkenntnis ist deshalb, dass die Krisenprävention stärker in den Fokus rücken muss, damit eine verbesserte Stabilität von Finanzsystemen erreicht werden kann. Das geldpolitische Instrumentarium ist jedoch nur beschränkt dazu geeignet, dem Aufkommen von finanziellen Ungleichgewichten entgegenzuwirken. Daher braucht es einen anderen Lösungsansatz. Gerade die Stärkung der makroprudentiellen Regulierung stellt hier eine sinnvolle Möglichkeit dar. Makroprudentielle Regulierung trägt dem systemischen Risiko im Finanzsektor Rechnung und implementiert Massnahmen, welche zum Ziel haben, dieses Risiko zu vermindern. Die Erfahrungen mit dieser Art von Regulierung sind jedoch bis anhin beschränkt. Es ist deshalb enorm wichtig, dass bei der Umsetzung von Massnahmen schrittweise sowie überlegt vorgegangen und genügend Zeit gewährt wird. Es müssen zunächst klare und erreichbare Mandate und Ziele definiert und mögliche Instrumente evaluiert werden. Zentral ist auch, dass der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Behörden – national sowie international - eine grosse Bedeutung beigemessen wird.

Insgesamt müssen also die Voraussetzungen geschaffen werden, um mit gezielten Instrumenten aufkommenden Finanzinstabilitäten frühzeitig entgegen zu treten. Diese Instrumente dienen sozusagen als Ergänzung zum geldpolitischen Instrumentarium. Innerhalb eines solchen Rahmens kann die Nationalbank ihren bestmöglichen Beitrag leisten, damit in Zukunft beide Ziele – Preisstabilität und Finanzstabilität - besser gleichzeitig angestrebt werden können.

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Beteiligte Personen

  • Thomas Jordan
    Vizepräsident des Direktoriums

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