Kredit - Wachsen die Bäume in den Himmel?
Zusammenfassung
Während der vergangenen Jahre ist das Kreditvolumen in der Schweiz so stark gewachsen, dass das Verhältnis von Kredit zu Bruttoinlandprodukt (BIP) neue historische Spitzenwerte erreicht hat. Zusammen mit den anhaltend steigenden Immobilienpreisen ergibt dies Bedingungen, die zu Instabilität des Finanzsystems führen können. Wie sind die jüngsten Entwicklungen im Bereich der Kreditvolumen zu verstehen? Und kann dieses Verständnis eine Basis dafür bilden, um den weiteren wahrscheinlichen Verlauf dieser Grösse in der Schweiz vorauszusagen?
Es ist klar, dass das Verhältnis von Kredit zu BIP nicht unendlich wachsen kann. Denn sonst müsste schliesslich das ganze BIP dafür eingesetzt werden, um die Kosten für den Schuldendienst zu begleichen. Die jüngste Entwicklung muss deshalb entweder als eine strukturelle Anpassung auf ein neues höheres Niveau betrachtet werden, oder als ein zyklischer Aufschwung, auf den später eine Korrektur folgen wird.
Das im internationalen Vergleich hohe Verhältnis von Kredit zu BIP in der Schweiz lässt sich möglicherweise auf strukturelle Faktoren zurückführen. Dass damit auch der aktuelle Anstieg der Verhältniszahl begründet werden kann, ist jedoch unwahrscheinlich. Vielmehr scheint es im gegenwärtigen Umfeld sehr plausibel zu sein, dass zyklische Treiber am Werk sind. Einen grossen Erklärungsgehalt aufweisen dürfte die lange Periode ultratiefer Zinssätze im Verbund mit steigenden Immobilienpreisen und kombiniert mit dem Potenzial für bestimmte Verhaltensmuster der Wirtschaftssubjekte.
Die Lehren dieser Analyse sind glasklar. Die jüngsten Entwicklungen am Kreditmarkt versetzen die Schweizer Wirtschaft in einen Zustand hoher Verwundbarkeit. Alle Beteiligten müssen deshalb Umsicht walten lassen und ihre Verantwortung wahrnehmen. In diesem Zusammenhang sind auch die Aktivierung des antizyklischen Kapitalpuffers und die Einführung weiterer Vorsichtsmassnahmen zu sehen.