Geldpolitik in der Nachbarschaft der Eurozone

23. Februar 2016
SAFE Policy Center Lecture, Frankfurt am Main

Zusammenfassung

Das Führen einer eigenständigen Geldpolitik ist für Länder in der Nachbarschaft der Eurozone seit dem Ausbruch der Krise im Jahr 2008 schwieriger geworden. Dies gilt insbesondere für kleine offene Volkswirtschaften, die über ihre Handelsbeziehungen eng mit der Eurozone verbunden sind und gleichzeitig über Währungen verfügen, die in Krisenzeiten verstärktem Druck ausgesetzt sein können. Beispiele dafür sind die Schweiz, Dänemark, Schweden und die Tschechische Republik. Mit Ausnahme von Dänemark haben sich diese Länder entschieden, auch nach Einführung des Euros an einer eigenständigen Geldpolitik festzuhalten. Vor dem Hintergrund der gemeinsamen, aber auch unterschiedlichen Erfahrungen lassen sich für die Geldpolitik in solchen Volkswirtschaften drei Schlussfolgerungen ziehen.

Erstens ist eine eigenständige Geldpolitik auch für eine kleine offene Volkswirtschaft in der Nachbarschaft eines grossen Währungsraumes möglich. Eine eigenständige Geldpolitik erlaubt es einer Zentralbank, landesspezifischen Bedürfnissen Rechnung zu tragen und mittelfristig die Preisstabilität sicherzustellen. Konventionelle und unkonventionelle geldpolitische Massnahmen haben geholfen, die Schocks der Eurokrise zu absorbieren.

Zweitens kann in Zeiten grosser Krisen der übliche geldpolitische Spielraum rasch ausgeschöpft sein und die konventionelle Zinspolitik an ihre Grenzen stossen. Den Zentralbanken der vier Länder in der Nachbarschaft der Eurozone ist es gelungen, mit unkonventionellen geldpolitischen Massnahmen - Negativzinsen, Devisenmarktinterventionen und quantitativen Lockerungsprogrammen - einen gewissen Spielraum zurückzugewinnen.

Trotz der Erweiterung der Palette an Massnahmen sind drittens die Möglichkeiten der Geldpolitik nicht unbegrenzt. Zum einen kann die Wirkung von geldpolitischen Massnahmen mit der Dauer und der Dosis abnehmen, insbesondere dann, wenn die Lösung struktureller Probleme Anpassungen der Wirtschaftspolitik erfordern. Zum anderen müssen die Zentralbanken bei unkonventionellen Massnahmen immer den kurzfristigen Nutzen gegen die langfristigen Kosten abwägen und ihre Geldpolitik gegebenenfalls anpassen.

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Beteiligte Personen

  • Thomas Jordan
    Präsident des Direktoriums

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