Wie Geld durch die Zentralbank und das Bankensystem geschaffen wird

16. Januar 2018
Zürcher Volkswirtschaftliche Gesellschaft, Zürich

Zusammenfassung

Die Finanzkrise und die von den Zentralbanken herbeigeführte massive Ausdehnung der Liquidität haben dazu geführt, dass das öffentliche Interesse an monetären Themen gewachsen ist. Dies trifft gerade auch auf die Frage zu, wie das Zusammenwirken von Zentralbank, Banken und Publikum die Geld- und Kreditmengen beeinflusst.

Traditionellerweise werden zwei Arten von Geld unterschieden: das von den Zentralbanken geschaffene Zentralbankgeld und das vom Bankensystem im Zusammenspiel mit Publikum und Zentralbank geschaffene Geschäftsbanken-Buchgeld. Zentralbankgeld ist gesetzliches Zahlungsmittel, während Geschäftsbanken-Buchgeld einen Anspruch auf Zentralbankgeld verkörpert. Das Geschäftsbanken-Buchgeld entsteht durch die Kreditvergabe der Banken. Eine Bank gewährt einem Kunden einen Kredit und schreibt ihm den Gegenwert als Sichteinlage gut. Diese verschwindet zwar mit Zahlungsüberweisungen des Kunden in der Regel wieder aus den Büchern der Bank, doch bleibt sie im Bankensystem.

Begrenzt wird die Schaffung von Geschäftsbanken-Buchgeld durch die Rendite-Risiko-Abwägung der Banken und die Geldpolitik der Zentralbank. Die Banken berücksichtigen bei ihrem Entscheid die Zinsen und Zinserwartungen, die Wahrscheinlichkeiten von Einlagenabzügen und Kreditausfällen sowie die Liquiditäts- und Eigenmittelvorschriften. Die Zentralbanken steuern mit ihrer Geldpolitik die Zinsen, was sich auf die Geld- und Kreditnachfrage des Publikums auswirkt und die Geldschöpfung begrenzt.

Derzeit kursieren verschiedene Vorschläge, die als Alternative zum heutigen System einen breiteren Zugang zu Zentralbankgeld fordern. In der Schweiz ist die Vollgeldinitiative zustande gekommen, die voraussichtlich dieses Jahr zur Abstimmung gelangen wird. Sie zielt darauf ab, das Geschäftsbanken-Buchgeld durch Zentralbankgeld zu ersetzen. Banken dürften mit der Kreditvergabe kein Buchgeld mehr schaffen. Die Initiative hätte Auswirkungen auf die Struktur und Stabilität des Finanzsystems sowie auf die Geldpolitik der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Sie würde die Volkswirtschaft zudem in eine Phase grosser Unsicherheit stürzen. Die Schweiz hätte ein unerprobtes Finanzsystem, das grundlegend anders wäre als jenes in allen anderen Ländern. Bundesrat und SNB lehnen die Vollgeldinitiative deshalb klar ab.

Als Alternative zu Vollgeld ist aus akademischen Kreisen die Idee zur Diskussion gestellt worden, den Zugang zu Sichtkonten bei der SNB nicht bloss auf Geschäftsbanken zu beschränken, sondern der breiten Bevölkerung einzuräumen. Im Unterschied zur Vollgeldinitiative wäre es den Banken nicht untersagt, Buchgeld zu schaffen. Der Vorschlag könnte aber ähnliche Auswirkungen auf die Struktur des Finanzsystems haben wie Vollgeld. Die Zentralbank würde eine grössere Rolle in der Finanzintermediation spielen. Damit würde die traditionelle und bewährte Rollenverteilung zwischen der Zentralbank und den Geschäftsbanken in Frage gestellt. Die SNB steht dem Vorschlag daher kritisch gegenüber.

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Beteiligte Personen

  • Thomas Jordan
    Präsident des Direktoriums

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