Finanzmärkte im Wandel der Zeit - Gestern und heute: Wandel am Geld- und Devisenmarkt
Zusammenfassung
Der Wandel an den Finanzmärkten stellt kein neues Phänomen dar. Bereits im 19. Jahrhundert führte der Aufbau des Telegrafennetzes zu einer für damalige Verhältnisse unerhörten Beschleunigung des Informationsflusses und leitete einen Umbruch in der Börsenlandschaft ein. Der technologische Fortschritt in Gestalt der Digitalisierung hat den Handel weitgehend elektronisiert, was die Suchkosten reduziert, die Preisfindung verbessert sowie die Markteffizienz erhöht. Abwicklungs- und Abrechnungsprozesse sind heute automatisiert. Diese Entwicklungen haben auch die Marktstrukturen verändert - die Plattformen, die Finanzinstrumente und die Zusammensetzung der Marktakteure. Mit der Verbreitung elektronischer Plattformen nahm etwa die Bedeutung der traditionellen Händlerbanken ab. Gleichzeitig treten Investoren zunehmend direkt am Markt auf. Dass der Wandel weitergehen wird, ist klar - er verläuft allerdings nicht auf einer geraden Einbahnstrasse und lässt sich daher auch nicht einfach antizipieren.
Sinn und Zweck von Innovationen dürfen und sollen kritisch hinterfragt werden. Die Erfahrung zeigt indes, dass sich Offenheit auszahlt: für jeden Marktakteur, damit er effizient und wettbewerbsfähig bleibt, aber auch für die Volkswirtschaft, da der Finanzmarkt auf diese Weise zu einer möglichst wohlfahrtsvermehrenden Verwendung des Kapitals beiträgt. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) passt sich zum einen dem Wandel an, gestaltet ihn zum anderen aber auch mit. Sie hat ein grosses Interesse daran, dass die Märkte, an denen sie ihre Geldpolitik umsetzt, robust sind und gut funktionieren.
Seit der Gründung vor bald 20 Jahren gestaltet die SNB den Repomarkt wesentlich mit. Das Repogeschäft ist eines der wichtigsten geldpolitischen Instrumente und auch für den Liquiditätsausgleich zwischen den Banken zentral. Aktuell besteht die grösste Herausforderung darin, den SARON als Alternative zum Libor zu etablieren und eine geordnete Ablösung sicherzustellen. Der Libor fusst seit Jahren fast ausschliesslich auf Einschätzungen von Banken, weil es im unbesicherten Geldmarkt kaum mehr zu Transaktionen kommt. Die Nationale Arbeitsgruppe für Referenzzinssätze in Franken hat im Herbst 2017 den SARON als Alternative zum Libor empfohlen. Der SARON bezieht sich auf besichertes Tagesgeld, und die Berechnung beruht auf einer soliden Grundlage.
Die SNB reagiert auf den Wandel an den Märkten und im Umfeld, indem sie das Instrumentarium, das sie einsetzt, um ihre geldpolitischen Ziele zu verfolgen, immer wieder anpasst und erweitert. Sowohl für die Zuführung als auch für die Abschöpfung grosser Mengen an Liquidität verfügt sie über flexible und erprobte Instrumente. Im Bereich der Marktbeobachtung und der Datenanalyse geht sie ebenfalls mit der Zeit. Da die Datenmengen, die es zu sammeln, zu speichern und zu verarbeiten gilt, immer grösser werden, baut sie für die Auswertung hochfrequenter Daten Kompetenzen auf.
Die Marktturbulenzen seit Anfang Februar haben sich bisher im Grossen und Ganzen auf die Aktienbörsen beschränkt und waren am Devisenmarkt nur wenig spürbar. Sie rufen aber in Erinnerung, wie wichtig es ist, dass die SNB die Lage weiterhin genau analysiert und wachsam bleibt, damit sie bereit ist, im Fall der Fälle auf die Entwicklungen Einfluss zu nehmen.