Erläuterungen zur Geldpolitik und Bankenregulierung

27. April 2018
110. ordentliche Generalversammlung der Aktionäre der Schweizerischen Nationalbank, Bern

Zusammenfassung

Im vergangenen Jahr hat die Schweizer Wirtschaft deutlich an Schwung gewonnen, und das globale Konjunkturumfeld entwickelte sich erfreulich. Mit der Abschwächung des Frankens seit der zweiten Hälfte 2017 war auch an den Devisenmärkten eine günstige Entwicklung zu verzeichnen. Die deutliche Überbewertung des Frankens hat sich damit abgebaut. Dennoch ist er nach wie vor hoch bewertet. Die Inflation ist immer noch tief und der Inflationsdruck weiterhin gering.

Vor diesem Hintergrund setzt die Schweizerische Nationalbank ihre expansive Geldpolitik fort. Der Negativzins und die Bereitschaft, bei Bedarf am Devisenmarkt zu intervenieren, sind unverändert notwendig. Eine Straffung der monetären Bedingungen zum jetzigen Zeitpunkt wäre verfrüht und würde die positive Wirtschaftsdynamik unnötig aufs Spiel setzen.

Im Nachgang zur globalen Finanzkrise wurden national und international Anstrengungen unternommen, welche die Resistenz des Finanzsystems mit Blick auf künftige Krisen markant erhöht haben. So haben die internationalen Gremien einerseits neue Liquiditäts- und Eigenmittelstandards für alle Banken definiert. Andererseits müssen sogenannt systemrelevante Banken zusätzliche Eigenkapitalpuffer vorhalten und finanzielle und organisatorische Vorkehrungen treffen für den Fall, dass sie in Schieflage geraten.

In der Schweiz hat der Bankensektor eine grosse volkswirtschaftliche Bedeutung. Dabei spielen leistungsfähige und international aktive Banken eine wichtige Rolle. Eine Zerschlagung systemrelevanter Banken läge deshalb nicht im Gesamtinteresse der Schweiz. Umso wichtiger ist es, dass diese Banken genügend robust sind. Deshalb sieht die Schweizer Regulierung höhere Eigenkapitalpuffer für systemrelevante Banken vor als die im internationalen Regelwerk festgehaltenen Mindestanforderungen. Diese höheren Anforderungen dürfen aber nicht einseitig als Kostentreiber betrachtet werden. Ein robustes Bankensystem ist ein wesentlicher Standortvorteil im internationalen Wettbewerb, und damit nicht nur aus Sicht der Finanzstabilität wünschenswert, sondern auch aus Sicht der Banken selbst. Die Schweiz hat zudem einen schlanken Regulierungsansatz gewählt, der weder in das Geschäftsmodell noch in die Organisationsstruktur der Banken aktiv eingreift.

Zehn Jahre nach der Finanzkrise hat die Widerstandskraft des Schweizer Bankensystems deutlich zugenommen. Nun gilt es, die Umsetzung der Regulierung konsequent abzuschliessen. Selbstverständlich müssen die Behörden auch in Zukunft die Regulierung immer wieder auf Wirksamkeit und Kosten überprüfen.

Die neue Bankenregulierung verringert die Wahrscheinlichkeit und das Ausmass einer Finanzkrise deutlich. Gleichzeitig wird die Schweizer Regulierung auch das "Too big to fail"-Problem lösen. Alles in allem dürfte sich die so erhöhte Widerstandskraft des Bankensektors positiv auf die Wirtschaftsentwicklung und den Wohlstand auswirken.

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Beteiligte Personen

  • Thomas Jordan
    Präsident des Direktoriums

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