Devisenmarkt im Umbruch: Implikationen für die Nationalbank

11. November 2021
Geldmarkt-Apéro, Genf

Zusammenfassung

An den Finanzmärkten findet seit zwei Jahrzehnten ein tiefgreifender Strukturwandel statt, der von der digitalen Revolution erheblich beschleunigt wurde. Neue Technologien, neue Tools und neue Akteure haben nicht nur das Erscheinungsbild der Märkte, sondern auch die ihnen zugrundeliegende Dynamik verändert. Am Devisenmarkt offenbart sich der Wandel besonders deutlich: Er ist heute ein sogenannter "fast-paced electronic market"; hochfrequent, elektronisch und komplex.

Für die Schweizerische Nationalbank (SNB) sind diese Veränderungen von besonderer Relevanz, da der Devisenmarkt für die monetären Bedingungen in der Schweiz und die Implementierung ihrer Geld- und Anlagepolitik eine wichtige Rolle spielt. Aus diesem Grund muss die SNB die Entwicklungen an den Märkten verstehen und fundamentale Konsequenzen frühzeitig erkennen. Dies sowohl auf makroökonomischer als auch auf Markt-Mikrostruktur-Ebene.

Der Devisenmarkt hat sich auch hinsichtlich seiner Struktur wesentlich verändert. Zum einen ist der Markt fragmentierter geworden und die Relevanz der Primärmärkte nimmt ab. Zum anderen nimmt der Trend zu weniger transparenten Handelsformen wie Internalisierung zu. Daraus resultieren vor allem zwei Herausforderungen: Erstens kann die Markttransparenz und Preisfindung beeinträchtigt werden, was die Effizienz und Robustheit des Marktes in Mitleidenschaft ziehen kann. Zweitens sorgt der zunehmende Einsatz von automatisierten Handelsformen wie "Execution Algorithms" für eine neue Liquiditäts- und Marktdynamik. Das erfordert neue Ansätze für die Beobachtung und Analyse des Marktes.

Vor diesem Hintergrund stellt die SNB als Marktteilnehmerin sicher, dass sie einen effektiven und möglichst breit gefächerten Zugang zu den verschiedenen Handelsplattformen hat. Als Marktbeobachterin ist es für die SNB hingegen notwendig, in neue Daten, Tools, und Analysefertigkeiten zu investieren, um die Entwicklungen des Frankens und den Devisenmarkt adäquat beobachten und analysieren zu können.

Um den grossen Datenvolumen, der wachsenden Geschwindigkeit sowie der Komplexität des Handels begegnen zu können, brauchen Zentralbanken eine gänzlich neue Datenarchitektur, die State of the Art ist. Das Projekt Rio des "BIS Innovation Hub" gibt eine konkrete Antwort darauf, wie eine solche Infrastruktur aussehen kann. Das Projekt wurde zunächst auf die Devisenmärkte zugeschnitten, kann aber auch für die Analyse anderer relevanter Hochfrequenz-Märkte genutzt werden, denn der schnell voranschreitende Strukturwandel ist bei Weitem kein Phänomen, das nur den Devisenmarkt betrifft.

Daneben sieht die SNB die Schaffung gemeinsamer Standards und mehr Transparenz in einem schnelleren und komplexeren Markt als zentral an. Sie bekräftigt daher ihr Commitment zum "FX Global Code" und empfiehlt den Devisenmarktteilnehmern in der Schweiz und Liechtenstein, den Code zu befolgen.

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Beteiligte Personen

  • Andréa M. Maechler
    Mitglied des Direktoriums

  • Thomas Moser
    Stellvertretendes Mitglied des Direktoriums

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