Die Finanzmarktinfrastrukturen im Spannungsfeld zwischen Stabilität und Innovation

26. September 2016
Sibos 2016, Genf

Zusammenfassung

Die Finanzmarktinfrastrukturen sind für verschiedene Aufgaben der Schweizerischen Nationalbank (SNB), unter anderem die Umsetzung der Geldpolitik, essenziell. Der gegenwärtige rasante Fortschritt in der Finanztechnologie wird auch diesen Bereich der Finanzbranche betreffen. Technologische Innovationen sind damit auch für die SNB von grosser Bedeutung. Es gilt, stabile Rahmenbedingungen zu bewahren und gleichzeitig nützliche Innovationen zu fördern.

Während die Grundfunktionen der Finanzindustrie - Finanzierung von Investitionen, Wertanlage und -aufbewahrung sowie Zahlungsausführung - weitgehend unverändert bleiben, wandeln sich die Technologien und die Kanäle, welche die Finanzbranche benutzt, um diese Funktionen zu erbringen. Für die Regulatoren und Zentralbanken besteht die Herausforderung darin, die Auswirkungen und Nebenwirkungen von neuen Technologien frühzeitig richtig zu verstehen. Die staatlichen Akteure stehen dabei zum einen in der Pflicht, die Sicherheit von Finanzmarktinfrastrukturen zu wahren. Zum anderen müssen sie ihre Effizienz fördern.

Bis vor kurzem waren die Finanzmarktinfrastrukturen von einem Trend zur Zentralisierung geprägt. Nun jedoch könnte der technologische Fortschritt zu einer Dezentralisierung führen. Die vielzitierten Stichworte sind in diesem Zusammenhang: "Distributed Ledger" und "Blockchain". Dennoch werden zentral organisierte Finanzmarktinfrastrukturen, die heute schon zu tiefen Kosten sehr sicher operieren, ihre Berechtigung behalten. Es ist aber denkbar, dass es künftig ein Nebeneinander oder sogar eine Verbindung von konventionellen und neuen Technologien geben wird. In diesem Zusammenhang ist die Distributed-Ledger-Technologie für Zentralbanken mit Blick auf eine mögliche Emission von Zentralbankgeld besonders relevant. Dieses Thema wirft eine Reihe notenbankpolitischer Fragen auf, die vertieft untersucht werden müssen. Die SNB verfolgt und analysiert die Entwicklungen auf diesem Gebiet aufmerksam und steht in regem Dialog mit Marktteilnehmern, Regulatoren und anderen Zentralbanken.

Bereits heute wirken sich allerdings gewisse andere Entwicklungen auf die Finanzmarktinfrastrukturen und damit auch auf die SNB aus, beispielsweise bei bargeldlosen Zahlungssystemen. Gemäss ihrem Mandat, hat die SNB das Funktionieren solcher Systeme zu erleichtern und zu sichern. Im April dieses Jahres wurde die neue Generation des Zahlungssystems "Swiss Interbank Clearing" (SIC), das durch die SNB strategisch gesteuert wird, in Betrieb genommen. Die Unterstützung von aufkommenden Meldungsstandards und die für das nächste Jahr vorgesehene Anpassung der SIC-Betriebszeiten schaffen wichtige Voraussetzungen für Innovationen, die letztlich den Firmen- und Privatkunden zugutekommen.

Innovationen in den Finanzmarktinfrastrukturen sind dann erfolgreich, wenn sie Marktteilnehmer, Regulatoren und Zentralbanken in Bezug auf Sicherheit und Effizienz überzeugen. Deshalb ist der Austausch zwischen diesen Akteuren unerlässlich.

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Beteiligte Personen

  • Thomas Jordan
    Präsident des Direktoriums

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