10 Jahre nach dem Sturm: Wie wetterfest ist das Schweizer Bankensystem heute?

6. September 2018
Universität Luzern, Luzern

Zusammenfassung

Die Finanzkrise hat aufgezeigt, dass von grossen und stark vernetzten Banken besondere Risiken ausgehen. Banken erbringen Leistungen, die für die Volkswirtschaft unabdingbar sind. Bei einem Ausfall einer sogenannten systemrelevanten Bank können diese Leistungen nicht in nützlicher Frist durch andere Institute übernommen werden. Eine solche Bank kann nicht ohne weiteres aus dem Markt ausscheiden und profitiert deshalb von einer impliziten Staatsgarantie - sie ist "too big to fail" (TBTF).

Die implizite Staatsgarantie schafft Fehlanreize: Aktionäre und das Management werden dazu verleitet, erhöhte Risiken einzugehen, während die Gläubiger keinen Anreiz haben, dies zu verhindern. Der Rettungszwang wird dadurch weiter verschärft und kann für den Staat nicht vorhergesehene Kosten verursachen, die ihn im schlimmsten Fall finanziell überfordern.

In der Schweiz ist das TBTF-Problem aufgrund des Gewichts der beiden Grossbanken, aber auch der Grösse der inlandorientierten systemrelevanten Banken, besonders ausgeprägt.

Die Finanzkrise legte deshalb nicht zuletzt für die Schweiz offen, dass Gesetzgeber, Regulatoren und Aufsichtsbehörden das Problem zu wenig energisch angegangen waren. Sie unterschätzten die Risiken, welche die immer grösseren und immer stärker global vernetzten Banken eingingen.

Nach der Krise bildete sich rasch ein Konsens heraus, dass eine grundlegende Überarbeitung des regulatorischen Rahmens notwendig ist. So wurden seither auf internationaler Ebene verschiedene Massnahmen vereinbart, um die Widerstandskraft der Banken zu stärken und die TBTF-Problematik zu entschärfen. Das Schweizer Regulierungskonzept steht im Einklang mit dem internationalen Ansatz. Es basiert auf zwei komplementären Pfeilern: Einerseits stärkt es die Widerstandskraft der Banken, und andererseits ermöglicht es im Krisenfall die Sanierung und geordnete Abwicklung ("Resolution") einer systemrelevanten Bank.

Das Schweizer Konzept zielt damit auf die wesentlichen Ursachen der TBTF-Problematik ab. Gleichzeitig ist es mit Blick auf die Kalibrierung von Kapitalanforderungen und auf die Wahl der spezifischen Massnahmen kosteneffizient ausgestaltet; es greift insbesondere nicht aktiv in Geschäftsmodell und Organisationsstruktur der Banken ein. Somit trägt es zu den guten Rahmenbedingungen bei, welche die Schweiz im Allgemeinen auszeichnen und welche für einen erfolgreichen Bankensektor eine wesentliche Voraussetzung darstellen.

Die Umsetzung der vorgesehenen Massnahmen ist insgesamt bereits weit fortgeschritten. Die Schweizer Grossbanken sind deshalb heute deutlich wetterfester als vor der Finanzkrise. Die Ziellinie ist jedoch noch nicht ganz erreicht. Die vollständige Umsetzung aller Massnahmen ist eine notwendige Voraussetzung, um das TBTF-Problem zu lösen.

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Beteiligte Personen

  • Fritz Zurbrügg
    Vizepräsident des Direktoriums

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