Was macht gutes Geld aus?

8. Oktober 2020
Economic Conference, Progress Foundation, Zürich

Zusammenfassung

Die Geschichte zeigt, dass gutes Geld eine fragile Errungenschaft ist. Geld gilt dann als gut, wenn es wertstabil ist und damit seine Funktionen als Tauschmittel, als Recheneinheit und als Wertaufbewahrungsmittel auf Dauer erfüllt. Gutes Geld schafft Sicherheit und Vertrauen, was den sozialen Frieden und den Zusammenhalt der Gesellschaft fördert.

Zwar war der Geldwert nie so stabil wie in den letzten 20 Jahren. Gleichwohl hat die Sorge um das Geld mit der Finanzkrise und der Reaktion der Zentralbanken darauf zugenommen. Die Zentralbankgeldmenge ist massiv ausgeweitet worden, die Zinsen liegen rekordtief. In der Vergangenheit waren dies oft Vorläufer einer Geldentwertung.

Im Schweizer Geldsystem zirkulieren heute zwei Arten von Geld: Zentralbankgeld - Banknoten und Sichtguthaben der Banken bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) - sowie Bankeinlagen.

Zentralbankgeld ist heute Papiergeld, d.h., die Geldausgabe ist völlig flexibel. Setzt eine Zentralbank diese Flexibilität richtig ein, kann sie den Geldwert stabil halten und bei Krisen den Schaden für die Wirtschaft begrenzen. Oft stellte sich das Papiergeld aber als ausgesprochen schlechtes Geld heraus, mit verheerenden Konsequenzen. Die Flexibilität darf nicht dazu missbraucht werden, politische Probleme durch die Notenpresse zu lösen. Zentralbankgeld ist dann gut, wenn sich das Papiergeldsystem auf drei Pfeiler stützt: ein Zentralbankmandat mit der Preisstabilität im Zentrum, die Unabhängigkeit der Zentralbank und solide Staatsfinanzen. Wertbeständiges Zentralbankgeld ist eine Voraussetzung dafür, dass Bankeinlagen gutes Geld sind. Darüber hinaus müssen Banken jederzeit solvent sowie liquid sein und ihr Geschäftsmodell entsprechend gestalten. In der Schweiz sind Zentralbankgeld und Bankeinlagen gutes Geld. Die markante Ausweitung der Zentralbankgeldmenge in den letzten Jahren gefährdet die Wertstabilität des Frankens nicht, weil die SNB damit nur auf den Anstieg der Nachfrage nach Franken reagiert hat. Hätte sie nicht gehandelt, wäre das Preisniveau stark gesunken, der Franken hätte sich noch mehr aufgewertet, und die Wirtschaft wäre eingebrochen.

Auch in der Coronakrise müssen die Verantwortlichkeiten für die Geld- und die Fiskalpolitik klar auseinandergehalten werden, damit die Unabhängigkeit der Zentralbanken gewährleistet bleibt. Eine übermässige Staatsverschuldung könnte eine Zentralbank dazu zwingen, ihre Geldpolitik auf die öffentlichen Haushalte statt auf die Preisstabilität auszurichten. Das würde die Güte des Geldes mindern. In der Schweiz hat die Coronakrise den Ruf nach zusätzlichen Gewinnausschüttungen der SNB verstärkt. Allerdings hängt die Höhe der Ausschüttung vom Ertragspotenzial der Anlagen ab, und das Eigenkapital muss entsprechend den Risiken in der Zentralbankbilanz dotiert sein. Es gilt, schon heute den drei Pfeilern eines soliden Papiergeldsystems Sorge zu tragen, damit die Vorteile der Flexibilität auch künftig im Landesinteresse genutzt werden können.

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Beteiligte Personen

  • Thomas Jordan
    Präsident des Direktoriums

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