Wie hält die SNB die Inflation auf Kurs?
Die Nationalbank muss für stabile Preise sorgen. Doch wie genau tut sie dies? Indem sie dafür sorgt, dass die Zinsen und der Wechselkurs zur jeweiligen Wirtschaftslage passen und so Inflation möglichst nicht entsteht.
Wenn das Direktorium der SNB vor die Medien tritt und verkündet, dass es den SNB-Leitzins anpasst, ist ihm die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit gewiss. Eine Erhöhung oder Senkung des Leitzinses bewegt den Wechselkurs, die Kurse an den Börsen, und macht sich auch in unserem alltäglichen Leben bemerkbar.
Einfluss auf Sparkonto, Rente und Hypothek
Tiefe Zinsen kurbeln die Wirtschaft tendenziell an, hohe bremsen sie eher ab. Das beeinflusst mit der Zeit die Preise und somit die Inflation. Ob die Zinsen aber eher tief oder hoch sind, hängt ganz massgeblich davon ab, wo die Nationalbank ihren Leitzins festlegt.
Mindestens vier Mal im Jahr beurteilt die Nationalbank, ob der SNB-Leitzins angepasst werden muss und kommuniziert dies der Öffentlichkeit. Der SNB-Leitzins überträgt sich indirekt auf die Höhe unserer Sparzinsen und Hypotheken, er beeinflusst letztlich die gesamte Wirtschaft.
Kein Diktat
Die Nationalbank kann die Zinsen in unserem Alltag und in den Finanzmärkten aber nicht einfach vorschreiben. Sie steuert sie vielmehr, indem sie mit den Banken Geschäfte macht, die sich am SNB-Leitzins orientieren. Durch diese Geschäfte überträgt sich der SNB-Leitzins auf das Bankensystem und so auf das Wirtschaftsleben.
Der SNB-Leitzins wirkt bis in unseren Alltag hinein
In ihren Geschäften mit den Banken legt die SNB die Konditionen für die Verzinsung fest. Darüber hinaus kann sie dem Markt Liquidität zuführen oder entziehen, also Zentralbankgeld geben oder entnehmen. Beide Massnahmen wirken sich auf das Zinsgefüge der gesamten Wirtschaft aus.
Gut zu wissen
Um sicherzustellen, dass die Zinsen für die geldpolitische Situation angemessen sind, beeinflusst die SNB, den SARON (Swiss Average Rate Overnight), um ihn möglichst nahe am Leitzins zu halten. Der SARON ist der wichtigste kurzfristige Zinssatz am Schweizer Geldmarkt, an jenem Markt also, an dem sich jene Banken treffen, die entweder einen kurzfristigen Geldbedarf haben oder kurzfristig Geld abgeben wollen. In der Schweiz basieren viele Finanzprodukte auf dem SARON. Indem die Nationalbank den SARON beeinflusst, wirkt sie also auch auf die Zinsen von Finanzprodukten wie Privatkrediten oder Hypotheken ein.
Auch der Wechselkurs ist wichtig
Da die Schweiz eine kleine offene Volkswirtschaft ist, die mit dem Ausland wirtschaftlich eng verflochten ist, hat der Wechselkurs einen grossen Einfluss auf die Wirtschaftslage. Deshalb sorgt die SNB nicht nur dafür, dass die Zinsen zur jeweiligen Wirtschaftslage passen, sondern auch der Wechselkurs.
Die Festlegung des SNB-Leitzinses hat auch einen grossen Einfluss auf den Franken. Dabei spielt der Unterschied zwischen den Zinsen im Ausland und jenen in der Schweiz und wie sich diese zueinander verändern eine zentrale Rolle. Sinken beispielsweise in der Schweiz die Zinsen, während sie im Ausland unverändert sind, geht die Nachfrage nach Franken zurück, weil für Investoren die ausländische Währung relativ attraktiver wird. Dies führt tendenziell zu einer Abwertung des Frankens.
Bei Bedarf kann die Nationalbank den Wechselkurs oder das Zinsniveau auch mit anderen geldpolitischen Mitteln beeinflussen als mit dem SNB-Leitzins. So gibt es Phasen, in denen die Nationalbank zusätzlich zur Festlegung des SNB-Leitzinses auch Fremdwährungen kauft oder verkauft. Indem sie am Devisenmarkt handelt, beeinflusst sie den Wechselkurs des Frankens. Kauft sie eine ausländische Währung und gibt dafür Franken her, schwächt sie den Franken. Kauft sie hingegen Franken und gibt dafür Fremdwährungen ab, stärkt sie den Franken.
All dies tut sie, damit die Zinsen und der Wechselkurs zur jeweiligen Wirtschaftslage passen. Sie beeinflusst den Wechselkurs nicht, um einzelne Unternehmen oder Branchen in der Schweiz zu begünstigen oder zu schwächen. Die Nationalbank gestaltet ihre Geldpolitik im Gesamtinteresse des Landes und nicht für einzelne Interessensgruppen.
Wer kann mit der SNB Geschäfte machen?
Die Nationalbank kann grundsätzlich mit allen Banken in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein Geschäfte machen. Andere Firmen des Finanzsektors wie inländische Versicherungen sowie Banken mit Sitz im Ausland können als Geschäftspartner bei Geldmarktgeschäften der SNB zugelassen werden, sofern dafür ein geldpolitisches Interesse besteht und sie zur Liquidität am Geldmarkt beitragen.