Wem gehört der Gewinn der Nationalbank?
Die Nationalbank ist keine normale Aktiengesellschaft. Sie macht zwar Gewinne und Verluste, aber die Erfüllung ihrer gesetzlichen Aufgaben steht über dem wirtschaftlichen Erfolg.
Für ein gewöhnliches Unternehmen sind Gewinne eine wichtige Voraussetzung, um langfristig erfolgreich zu sein. Die SNB hingegen hat nicht das Ziel, Gewinne zu erwirtschaften. Sie hat einen anderen Auftrag: Sie muss die Preisstabilität in der Schweiz gewährleisten und dabei die konjunkturelle Entwicklung berücksichtigen. Diese Aufgabe hat immer oberste Priorität. Deshalb kann die Nationalbank aus geldpolitischen Gründen gezwungen sein, Entscheidungen zu treffen, die sich negativ auf das Jahresergebnis auswirken können. Erfüllt die SNB ihren Auftrag aber gut, profitieren sowohl die Bevölkerung als auch die Unternehmen davon.
Wie verdient die Nationalbank Geld?
Die Nationalbank verfügt über mehrere Einnahmequellen. Traditionell verdient sie Geld mit der Ausgabe von Banknoten. Denn die Herstellung einer Banknote kostet nur einen Bruchteil ihres aufgedruckten Wertes. Der grösste Teil der Gewinne der SNB stammt heute jedoch aus anderen Quellen. Dazu gehören in erster Linie die Erträge aus den Währungsreserven, die aus Anleihen und Aktien in Fremdwährungen sowie aus Gold bestehen. Diese Erträge hängen von der Entwicklung der Devisen- und Kapitalmärkte ab und können stark schwanken.
Gut zu wissen
Als Seigniorage werden die Erträge bezeichnet, die Zentralbanken aus dem Notenmonopol erzielen. Auch die SNB erzielt eine Seigniorage, weil sie sich günstig über die Notenausgabe und die Sichtguthaben der Geschäftsbanken finanzieren und die Mittel wiederum langfristig zu höheren Renditen anlegen kann.
Was passiert mit den Gewinnen?
Ist das Eigenkapital der Nationalbank gross genug, schüttet die SNB zwei Drittel des Gewinns an die Kantone und ein Drittel an den Bund aus. Zusätzlich erhalten die Aktionäre eine feste Dividende. Die maximale jährliche Gewinnausschüttung an den Bund und die Kantone ist begrenzt und in einer Gewinnvereinbarung zwischen dem Eidgenössischen Finanzdepartement und der Nationalbank geregelt. Der nicht ausgeschüttete Gewinn wird den Reserven zugeschlagen und kann bei genügend hohem Kapital in den folgenden Jahren für Ausschüttungen verwendet werden.
Kann das Eigenkapital der Nationalbank negativ werden?
Als Folge eines grossen Verlustes kann das Eigenkapital der SNB vorübergehend negativ werden. Während dieser Zustand für ein normales Unternehmen existenzbedrohend ist, bleibt die SNB handlungsfähig. Sie kann ihre geldpolitischen Entscheide weiterhin umsetzen und ihren geldpolitischen Auftrag erfüllen. Ein Zustand mit negativem Eigenkapital ist aber auch für eine Zentralbank nicht unproblematisch, weil er ihre Glaubwürdigkeit und ihre Unabhängigkeit gefährden kann.